Was ist eine Krankenversicherung?

Als Krankenversicherung bezeichnet man die Absicherung gegen Leistungsausfall, Pflege und Heilbehandlung einer Erkrankung. Man zahlt einen monatlichen Beitrag in die Krankenversicherung ein. Im Gegenzug werden die Kosten bei der Behandlung einer Erkrankung, Schwangerschaft oder oftmals auch nach Unfällen voll oder zumindest teilweise von der Krankenkasse übernommen. In Deutschland und vielen anderen Ländern hat man die Wahl, ob man sich privat oder staatlich für einen möglichen Krankheits- oder Pflegefall absichern möchte.

Krankenversicherungen in Deutschland

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) stammt noch aus dem Wilhelminischen Kaiserreich und wird heute auch als ältester Zweig der Sozialversicherung bezeichnet. Erlassen wurde das Gesetz unter dem damaligen Reichskanzler Otto von Bismarck 1883. Ab dort waren zunächst lediglich Industriearbeiter und Beschäftigte in Handwerks- und Gewerbebetrieben krankenversicherungspflichtig. Das waren ca. 10% der Bevölkerung. Die Arbeitnehmer*innen trugen damals zwei Drittel des Krankenversicherungsbeitrags. Der Arbeitgeber wiederum übernahm ein Drittel des Anteils. Mit diesem Gesetz war Deutschland das erste Land, welches auf nationaler Ebene eine Sozialversicherung einführte.

Unterschied GKV und PKV

Es gibt zwei verschiedene Systeme, die in Deutschland die Krankenversicherung tragen. Einerseits übernimmt diese Aufgabe die GKV, andererseits kann man sich auch privat versichern lassen (PKV). Rund 90% der Bevölkerung sind gesetzlich krankenversichert. Der Versicherungsbeitrag ist bei allen Krankenkassen prinzipiell ähnlich hoch. Jede gesetzliche Krankenkasse umfasst dieselben Regelleistungen, zu welchen u.a. Behandlungen beim Haus- und Facharzt und Vorsorgeuntersuchungen (z.B. Zahnarzt) zählen. Familienmitglieder mit keinem eigenen oder geringen Einkommen können kostenlos bei der GKV über Angehörige mitversichert werden. Die tatsächlich zu zahlenden Beiträge richten sich nach dem Einkommen der Versicherten. Die Hälfte des Versicherungsbeitrages übernimmt der Arbeitgeber. Aber: Wer mehr verdient, bezahlt in der Regel auch einen höheren Beitrag. Es gibt jedoch keine Garantie auf GKV-Leistungen. Zunehmende Beiträge sind durch die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung und die wachsende Ausgaben im Gesundheitssektor zu erwarten.

Möchte man sich privat versichern lassen, gilt es bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Darunter fällt bspw. eine Mindesthöhe des Bruttojahresgehalts. Im Jahr 2018 waren das 59.400€ (Hinweis: Wer nicht mehr weiß, was Brutto bedeutet, kann noch einmal in dem Artikel über das Finanzamt reinschauen!) Wie viel man für seine private Krankenversicherung zahlen muss, hängt von seinem Alter, Gesundheitsstatus und den gewünschten Leistungen ab. Zu den Vorteilen zählen schnellere Terminvereinbarungen bei Fachärzten und kürzere Wartezeiten. Ein Nachteil: Familienmitglieder werden nicht kostenlos in die PKV aufgenommen, sondern müssen zusätzliche Beiträge zahlen. Kosten, welche z.B. für Untersuchungen und Medikamente anfallen, müssen meist vorerst selbst bezahlt werden. Erst im Nachhinein kann bei der Versicherung die Rechnung eingereicht und so das Geld zurückerstattet werden. Ist man privat krankenversichert, muss zusätzlich auch eine private Pflegeversicherung abgeschlossen werden.

Praktischer Einsatz von Krankenversicherungen

Welche Bedeutung die Einführung von Krankenversicherung bis heute hat, sehen wir uns nun einmal an einem ganz praktischen Beispiel an. Die elfjährige Tina ist eine super Fußballspielerin. Leider hat sie sich beim letzen Training verletzt und muss deswegen mit dem Verdacht eines Knochenbruchs ins Krankenhaus, um dort ihr Bein röntgen zu lassen. Zum Glück handelt es sich nur um einen Bruch, der nicht operativ behandelt werden muss. Um ihre Schmerzen zu lindern und sicherzustellen, dass der Knochen wieder richtig zusammenwächst, wird ihr Bein in einen Gipsverband gelegt. Am Ende der Behandlung vereinbaren Tinas Eltern einen neuen Termin zur Röntgenkontrolle. Wie schon bei ihrer ersten Behandlung im Krankenhaus, muss Tina auch zu diesem die Krankenkasse-Chipkarte mitbringen. Diese weist die Krankenversicherung nach und ermöglicht, dass die Ärzte ihre Untersuchungen bei ihrer Krankenkasse in Rechnung stellen können. Da Tina erst 11 Jahre alt ist, zahlen ihre Eltern den Krankenkassenbeitrag für sie mit. Dies nennt man „Familienversicherung“. Nachdem das Bein wieder belastbar ist, empfiehlt der Hausarzt eine freiwillige Physiotherapie. Auch hier kommt die Chipkarte wieder ins Spiel: Die Eltern müssen zwar die Therapie erst einmal vollständig bezahlen, aber die Rechnung können sie nach Beendigung der Therapie bei der Krankenkasse einreichen, um so einen Teil des Geldes zurückzuerhalten. Nach ein paar Wochen ist Tina wieder auf dem Spielfeld, pünktlich zur neuen Saison.

Mehr Informationen

Ihr interessiert Euch für das deutsche Gesundheitssystem? „Die gläserne Stadt“ bietet Besuche im Pirnaer Krankenhaus an. Außerdem könnt Ihr Euch gerne den Steckbrief zum Thema „Krankenversicherung“ für Zuhause und den Unterricht hier herunterladen.

Für Rückfragen steht Lisa Porsch unter l.porsch@aktion-zivilcourage.de oder 03501/4629070 zur Verfügung.