Vor kurzem noch neugierige Beobachter des Rathausgeschehens und nun aktiver Teil ihres eigenen Planspiels – über die Gestaltung eines eigenen Gruppenprojektes lernten die Schüler*innen der 7. Klasse des Schiller-Gymnasiums, wie sie das Stadtleben eigenverantwortlich mitgestalten können.

Eigentlich stünde jetzt zuhören, mitschreiben und melden auf dem Stundenplan. Doch nicht an diesem Tag. Denn die Schüler*innen erwartete ein Lernerlebnis der besonderen Art. Sie wurden richtungsweisender Teil eines Planspiels, der Simulation einer Entscheidungsfindung im Stadtrat. Das Konzept ist wichtiger und abschließender Bestandteil des Projektes „Gläserne Stadt“. Zuvor haben die Teilnehmenden bei Besuchen städtischer Institutionen diese bereits zu verstehen und schätzen gelernt. Neben den polizeilichen Aufgabengebieten lernten die Jugendlichen auf interaktive Art und Weise so auch den pirnaischen Stadtrat und dessen Funktionalität kennen.

Der Klassenraum war rappelvoll. Kein Wunder, denn diese Unterrichtsstunden sind dem gemeinsamen Lernen deutscher- sowie tschechischer Muttersprachler gewidmet. So lauschten 30 Schülerinnen mit aufgeregtem Blick der Einführung in das Planspiel durch Franz Werner, Referent der Aktion Zivilcourage. Sie alle waren nun Bürgerinnen der 40.000 Einwohnerinnen zählenden Stadt „Gligesheim“, dessen großer Spielplatz aufgrund von Bauschäden geschlossen werden musste. Nun stand zur Debatte, ob der bereits geplante Seniorinnenpark gebaut werden soll oder, ob nicht ein neuer Spielplatz finanziert werden muss. Nach der anschließenden Aushändigung eines Infoheftes inklusive Finanzplan sowie Stadtratsordnung verteilten die Teilnehmenden fix die Rollen von Bürgermeister/in, den einzelnen Fraktionen sowie zwei Journalist*innen.

Dann ging die wilde Diskussion auch schon los.

Während der Phase des Dialogs in den einzelnen Fraktionen sammelten die Teilnehmenden Argumente für ihr politisches Interesse. So formulierten sie politische Anliegen wie Wählerzuwachs, Schuldenminimierung oder auch Familienförderung im ländlichen Raum.

In der ersten Stadtratssitzung, eröffnet und geleitet durch die in der Klasse gewählte Bürgermeisterin und begleitet durch zwei Journalistinnen, erörterten die Schülerinnen ihre politische Motivation. „Die Konservativen“ waren gemeinsam mit den „Freien“ für den geplanten Seniorinnenpark, wohingegen sich die Fraktion der „Sozial-Ökologischen“ und der „Demokraten“ für den Bau eines Spielplatzes einsetzten. Um eine Mehrheit im Stadtrat zu erlangen, das haben die Jugendlichen schnell erkannt, mussten sie die Fraktion der „Wahlvereinigung“ überzeugen.

Heiße Diskussionen, weitere Fraktionssitzungen und mindestens 10 Notizblätter später stand der Entschluss fest. Der Spielplatz als auch der Senior*innenpark sollten gebaut werden. Die Teilnehmenden fanden in einer letzten Stadtratssitzung eine Kompromisslösung, nachdem die drei Fraktionen der „Sozial-Ökologischen“, „Demokraten“ und der „Wahlvereinigung“ einen gemeinsamen Antrag eingebracht haben.

„Das bringt den Schüler*innen einfach so viel.“

Die Lehrerin der 7. Klasse ist überzeugt. Über die aktive Mitwirkung bekommen die Jugendlichen die Möglichkeit Erlerntes und Erfahrenes zu vertiefen sowie persönliche Assoziationen und damit Brücken für nachhaltiges Wissen zu bauen.

Nach diesem kleinen aber intensiven Politkrimi packten die Jugendlichen ihre Ranzen, stürmten gut gelaunt aus dem Zimmer und selbst auf dem Gang hörte man noch Gespräche über die schwarze Null, Pressefreiheit und Mehrheitsbeschlüsse.

Kontakt für Anfragen

Gerne führen wir das Planspiel auf Anfrage auch an Eurer Schule durch. Für Rückfragen steht Euch Franz Werner unter f.werner@aktion-zivilcourage.de oder 03501/4629070  gern zur Verfügung.