Am vergangenen Donnerstag waren wir von der „Gläsernen Stadt“ beim Fachtag „L’Chaim! Angebote zur Begegnung mit jüdischem Leben“ in Bischhoffswerda– ein Tag voller Begegnungen, Anregungen und Perspektivwechsel. Eingeladen hatte das Bündnis gegen Antisemitismus in Dresden und Ostsachsen, und viele interessierte Pädagog*innen folgten dem Aufruf, sich mit dem Reichtum jüdischen Lebens auseinanderzusetzen.

Der Fachtag bot nicht nur eine kritische Auseinandersetzung mit Antisemitismus, sondern vor allem auch einen Raum, um jüdisches Leben in all seiner Vielfalt sichtbar zu machen – historisch wie gegenwärtig, religiös wie kulturell, lokal wie international.

Perspektivwechsel ermöglichen

Zu Beginn unterstrichen Grußworte von Ekaterina Kulakova (Landesverband Sachsen der Jüdischen Gemeinden) und Petra Köpping (Sächsische Staatsministerin) die gesellschaftliche Relevanz des Themas. Besonders eindrücklich war die Keynote des Projektteams von Tacheles 2026, das im kommenden Jahr ein ganzes Themenjahr zur jüdischen Kultur in Sachsen gestalten wird. Die Botschaft: Jüdisches Leben ist mehr als seine Bedrohung. Es ist lebendig, vielfältig und ein integraler Bestandteil unserer Gesellschaft – und das soll 2026 mit zahlreichen Formaten erlebbar gemacht werden.

Projektvielfalt als Inspirationsquelle

In drei spannenden Vorstellungsrunden präsentierten bundesweite und sächsische Akteur*innen ihre Projekte. Besonders bereichernd war der Mix aus direkten Begegnungsformaten, kulturpädagogischen Angeboten und lokalen Erinnerungsinitiativen. Unter anderem vorgestellt wurden:

  • das Programm Meet a Jew des Zentralrats der Juden,
  • die bewegende Arbeit von Hillersche Villa zur Erschließung jüdischer Friedhöfe,
  • die Ausstellung Jüdische Geschichte in Kunst und Kultur vom AKuBiZ e.V. in der Sächsischen Schweiz,
  • und das partizipative Projekt Jüdisches Leben erFahren des Ariowitsch-Hauses.

Diese Vielfalt macht Mut: Es gibt bereits heute zahlreiche niedrigschwellige, kreative und bildungswirksame Angebote, mit denen jüdisches Leben erlebbar gemacht werden kann – auch jenseits von Gedenktagen und Schultafeln.

Raum für Reflexion

Der Fachtag endete mit einem sehr ehrlichen und wertvollen Gespräch mit Vertreter*innen von Meet a Jew und OFEK Sachsen. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie gelingende Begegnungsformate aussehen können – und wo auch ihre Grenzen liegen. Gerade in Zeiten zunehmender Polarisierung ist es umso wichtiger, dass Bildungsarbeit Menschen in einen echten Dialog bringt, Vorurteile abbaut und neue Perspektiven eröffnet.

Unser Fazit

Für unsere Arbeit bei der Aktion Zivilcourage war der Fachtag eine wichtige Impulsquelle. Wir nehmen viele Anregungen für unsere Bildungsangebote mit – ob für die politische Jugendbildung, Gedenkstättenpädagogik oder für unsere Angebote gegen Diskriminierung. Besonders bewegt hat mich die Haltung, mit der dieser Tag gestaltet war: nicht nur gegen Antisemitismus, sondern vor allem für die Sichtbarkeit und Würdigung jüdischen Lebens.

Wir freuen uns auf das Themenjahr Tacheles 2026 und hoffen, mit unseren Angeboten zur Demokratiebildung einen Beitrag zu leisten, damit jüdisches Leben in Sachsen selbstverständlich wahrgenommen und geschützt wird.

L’Chaim – auf das Leben!